Die mimische Muskulatur wird durch den Nervenplexus (Nervengeflecht) des Fazialisnerven angesteuert (siehe auch Fazialisnerv -> mimische Muskulatur). Der Gesichtsausdruck wird durch ein äußerst komplexes Zusammenspiel verschiedener Einzelmuskeln sowie auch Muskelgruppen der mimischen Muskulatur bestimmt und ist sowohl willkürlich (bewusst) als auch unwillkürlich (unbewusst) gesteuert. In der folgenden 3D-Graphik können Sie sich ausführlich die Anatomie der mimischen Gesichtsmuskeln aus verschiedenen Perspektiven ansehen. Klicken Sie auf die Nummern, um sich die lateinische Bezeichnung einzelner Muskeln anzeigen zu lassen. Zoomen Sie mit ihrem Mausrad hinein oder heraus. Erkennen Sie den anatomischen Bezug einzelner mimischer Muskeln zueinander und anderer Strukturen im Gesicht. Erfassen Sie den Ursprung und den Ansatz einzelner Gesichtsmuskeln an knöchernen Vorsprüngen, Knorpelgebilden und an anderen Gesichtsmuskeln. Versuchen Sie sich vorzustellen, was passiert, wenn es zu einer Verkürzung der Muskelfasern, also einer Kontraktion des Muskels kommt. Welche Zugrichtung wird erzeugt? Wie werden mobile benachbarte Strukturen reagieren? Wie wird sich die unmittelbar darüber liegende Haut bewegen? Welche Falten, welche konkaven und/oder konvexen Verwerfungen der Haut werden hierdurch generiert?

Mit diesem 3D-Lernmodell von unseren Freunden von ANATOMYNEXT (www.anatomynext.com) können Sie sich intensiv mit der Gesichtsmuskulatur, die für die Mimik und andere wichtige Funktionen verantwortlich ist, auseinandersetzen. Veranschaulichen Sie sich die Lagebeziehung der einzelnen Muskeln zueinander und zu wichtigen Fixpunkten im Gesicht, z.B. dem Augen- und Mundkomplex. Lernen Sie die Muskelbezeichnungen, ihren Ursprung (o = origin), Ansatz (i = insertion) und ihre individuelle Funktion (a = action). Zoomen/Weitwinkel funktioniert mit dem Mausrad. Wenn Sie mit der linken Maustaste das Modell anklicken und halten, lässt es sich in alle Richtungen bewegen. Das Symbol mit zwei Pfeilen rechts unten zeigt das Modell im Fullscreen-Modus. Das 3D-Lernmodell wurde von unseren Freunden von ANATOMYNEXT (www.anatomynext.com) erstellt, die unsere Seite mit ihren hervorragenden 2D und 3D Lehrmodellen bereichern.

Astsystem Muskel Funktion
Schläfenbereich Augenbrauenrunzler Senkt und zieht die Augenbrauen nasenwärts
  Schlanker Muskel Zieht den inneren Augenbrauenteil nach unten
Schläfe & Jochbein Augenringmuskel Schließt die Augenlider
Jochbein & Backe Großer Jochbeinmuskel Hebt die Mundwinkel
Backe Kleiner Jochbeinmuskel Hebt die Oberlippe an
  Oberlippenheber Hebt die Oberlippe und die Nasenwangenfurche
  Oberlippen- und Nasenflügelheber Hebt die Nasenwangenfurche & komprimiert die Wange
  Lachmuskel Zieht den Mundwinkel nach außen
  Backenmuskel Zieht den Mundwinkel nach außen & komprimiert die Wange
  Mundwinkelheber Zieht den Mundwinkel nach oben und innen
  Mundringmuskel Schließt und komprimiert die Lippen
  Nasenmuskel  
  Nasenflügelheber Bläht die Nasenflügel auf
  Nasenflügelschließer Verengt die Nasenlöcher
Backe & Kiefer Mundwinkelsenker Senkt die Mundwinkel
Kiefer Unterlippensenker Senkt die Unterlippe
  Kinnmuskel Zieht das Kinn nach oben
Hals Halshautmuskel Zieht Kiefer, Mundwinkel & Unterlippe nach unten

Der Augenringmuskel (M. orbicularis oculi)

Die Öffnung des Auges und die Stellung der Augenlider wird im Wesentlichen durch den Augenringmuskel (M. orbicularis oculi) bestimmt. Sein Ursprung wird am nasenseitigen Teil des Stirnbeins, am Oberkiefer sowie am nasenseitigen Lidband lokalisiert, er umspannt das Auge und die Augenlider und setzt an der Raphe palpebralis lateralis an. Der Augenringmuskel besteht aus drei Teilen. Die sogenannte Pars orbitalis hat ihren Ursprung am Stirnfortsatz des Oberkiefers und am nasenseitigen Anteil des Stirnknochens. Die Pars palpebralis hingegen entspringt am inneren Lidbändchen und setzt im Bereich des äußeren Lidbändchens an. Die Pars lacrimalis hat ihren Ursprung am Knochenkamm des Tränenbeins (Os lacrimale) und umschließt den Tränensack.

Ist der Augenringmuskel entspannt, dann ist die Lidspalte (Weite des sichtbaren Auges, Abstand der Augenlider voneinander) entsprechend weit. Kontrahiert er ein wenig, so kommt es zu einer Verengung der Lidspalte. Wird seine Spannung bewusst oder unbewusst erhöht, so kommt es zu einem leichten Augenschluss. Ein forcierter, d.h. ein fester Augenschluss, wird durch eine maximale Anspannung des Augenringmuskels erreicht. Er kann willkürlich (Augenzusammenkneifen) oder unwillkürlich im Rahmen von blitzartigen Reflexen (Lidschlussreflex), um das Auge vor Schäden zu schützen, erfolgen.

In diesem Modell wird das Auge im Längsschnitt präsentiert. Zunächst lassen sich in der Tiefe der N. opticus sowie die äußeren Augenmuskeln aufsuchen. Die äußeren Augenmuskeln lassen sich grundsätzlich nach geradem und schrägem Muskelverlauf differenzieren. Die oberflächlichen Anteile lassen die Wichtigkeit des N. facialis für den Augenschluss erahnen, da u. a. der Augenringmuskel (M. orbicularis oculi) innerviert. Ferner ist hervorzuheben das die scheinbare Hohlheit des Auges in vivo, d. h. im Lebenden, durch den sog. "Glaskörper" (Corpus vitreum) ausgefüllt wird.

Quelle: Intervoke. The Human Eye – Cross Section Animation. 2019. sketchfab.com/3d-models/the-human-eye-cross-section-animation-4e7d63d9d3a14ca5aff5f51e01cad153. Accessed on 11/15/2020. CC BY-SA 4.0. creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0.

Neben der Lidschlussfunktion hat der Augenringmuskel noch weitere wichtige Aufgaben. So ist er auch für die gleichmäßige Verteilung der Tränenflüssigkeit (Tränenfilm) aus der Tränendrüse verantwortlich, welche sich im äußeren oberen Bereich der Augenhöhle befindet. Der natürliche Blinzelreflex wird über den Fazialisnerven gesteuert. Des Weiteren erleichtert der Augenringmuskel den Abfluss der Tränenflüssigkeit über das Tränenkanalsystem im inneren Augenwinkel.

Da der Augenringmuskel mit der Lederhaut (Korium) verwachsen ist, d.h. unmittelbar der dünnen Hautschicht um das Auge aufliegt, folgt die Haut jeder Muskelbewegung. So entstehen beispielsweise bei Kontraktion des Muskels am äußeren Augenrand typische Hautfalten, sie werden auch "Krähenfüße" genannt. Sie werden mit zunehmendem Alter des Menschen prominenter.

Anatomische Strukturen des Gesichts ohne Muskulatur

Während auf der linken Gesichtshälfte u. a. knöcherne und bindegewebige Bezugspunkte wie bspw. das Jochbein (Os zygomaticum) oder die temporale bzw. temporoparietale Faszie (Fasciae temporalis et temporoparietalis) veranschaulicht, vermittelt die rechte Gesichtshälfte einen Eindruck von der Komplexität der nervalen, arteriellen und venösen Versorgung des Gesichts. Wenn Sie mit der linken Maustaste das Model anklicken und halten, lässt es sich in alle Richtungen bewegen.

Quelle: Skull Base and Cerebrovascular Laboratory at University of California San Francisco. FTOZ- Model 2. 2018. sketchfab.com/3d-models/ftoz-model-2-b50510ccd1ad43f09e0e6f4d34858b0a. Accessed on 11/15/2020. CC BY-SA 4.0. creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0.

Quelle:
[1] Ghali S, Reanimation of the middle and lower face in facial paralysis: Review of the literature and personal approach,  Journal of Plastic, Reconstructive & Aesthetic Surgery (2011)