Auch die Halsregion kann von einer Funktionsstörung des Fazialisnervens betroffen sein. Der am weitesten rumpfnahe gelegene, untere Fazialisnervenast, Ramus cervicalis genannt, ist für die nervale Ansteuerung des oberflächlichen Halsmuskels verantwortlich. Der oberflächliche Halsmuskel liegt direkt unter der Haut und wird zumeist dann sichtbar, wenn er sich kontrahiert.

Diese 67-jährige Patientin zeigt eine inkomplette Gesichtslähmung rechts. Ursprünglich lag eine Bell-Parese vor. Die Gesichtslähmung zeigt neben synkinetischen Bewegungen des Augenkomplexes beim Lächeln auch eine spastische Komponente des Halsmuskels: Im Bereich der rechten Halsseite ist ein angespannter Muskelbauch unter der Haut deutlich sichtbar. Diese dysregulierte Kontraktion von Muskelgruppen ist Teil einer spastischen Form der Fazialislähmung. Sie kann so stark sein, dass der Halsmuskel als Gegenspieler der Mundwinkelhebung Lächeln und Lachen entgegenwirkt. Der Mundwinkel wird also durch den starken Zug des oberflächlichen Halsmuskels regelrecht fixiert und folglich "gelähmt". Oft berichten betroffene Patienten auch über eine einseitige, konstante Anspannung der Halsmuskulatur und einen "fixierten Mundwinkel". Therapeutisch kann durch die Injektion von fein dosiertem Botulinumtoxin eine zeitweise Normalisierung (4-6 Monate) der Grundspannung (Tonus) des Halsmuskels erzielt werden. Nicht selten gewinnt dadurch auch der Mundwinkel an Mobilität und lässt sich bei inkompletten Paresen leichter ansteuern. Der Patient gewinnt hierdurch eine Dynamik genau dort zurück, wo sie am wichtigsten ist: im Mund- und Wangenbereich. Eine dauerhafte Ausschaltung des Halsmuskels lässt sich auf Wunsch der Patienten durch chirurgische Maßnahmen erreichen. Entweder kann der ursächliche Nervenast aufgesucht und ausgeschaltet werden (Neurektomie) oder ein Teil des Halsmuskels entfernt werden (Myotomie/Myektomie).