Bei der freien funktionellen Muskeltransplantation wird ein funktionierender Muskel von einer anderen Körperstelle (z.B. Oberschenkel oder Brustkorb) entnommen und in die betroffene Gesichtshälfte verpflanzt. Der kleine Muskel wird mit dem Operationsmikroskop an einen geeigneten Spendernerv und eine Gefäßversorgung unter der Wangenhaut angeschlossen. Nach Einheilung und Ansteuerung durch den Ersatznerven kann hierdurch die Mundwinkelheberfunktion zum Lachen/Lächeln erfolgreich wiederhergestellt und eine verbesserte Symmetrie des Gesichtes erreicht werden. Positiv wirkt sich dieser Effekt durch das straffere Wangengewebe auch auf das zuvor oft verwaschene Sprachbild und eine erschwerte Nahrungsaufnahme der Betroffenen aus. Bis die fehlende Mimik durch eine neugewonnene Dynamik im Gesicht wieder eintritt, dauert es einige Monate während derer der Patient jedoch bereits von einer Besserung der Gesichtssymmetrie in Ruhe profitiert. Das Wiederauftreten einer gewünschten altersgerechten Nasolabialfalte (natürliche Falte zwischen Nasenflügel und Mundwinkel) deutet häufig auf das spontane Einsetzen der Muskelfunktion hin.

Im Ramen einer zweizeitigen Rekonstruktion müssen zunächst Nervenfasern aus der gesunden, nicht gelähmten Gesichtshälfte umgeleitet werden: im ersten Operationsschritt erhält der Patient eine "Verlängerung" des intakten Fazialisnerven mit einem Nerventtransplantat aus dem Unterschenkel in die gelähmte Gegenseite ("Cross-face-Nerv").

Quelle: Mehta RP. Surgical treatment of facial paralysis. Clin Exp Otorhinolaryngol 2009;2(1):1-5. doi:10.3342/ceo.2009.2.1.1. Epub on 03/26/2009.

Im zweiten Schritt lässt sich nun an den vor transplantierten Nerven ein kleiner funktionierender Muskel anschließen, der unter die Wangenhaut verpflanzt wird. Wie hier illustriert wird er mit dem Operationsmikroskop gleichzeitig mit kleinen Gefäßen im Gesicht verbunden, um einheilen zu können. Nach einer Phase der Nerveneinsprossung in den Muskel kann nun der gegenüberliegende intakte Fazialisnerv als Impulsgeber den transplantierten Muskel in der gelähmten Gesichtshälfte synchron mit ansteuern und ein symmetrische Lächeln wiederherstellen.

Quelle: Mehta RP. Surgical treatment of facial paralysis. Clin Exp Otorhinolaryngol 2009;2(1):1-5. doi:10.3342/ceo.2009.2.1.1. Epub on 03/26/2009.

Quellen:
Ritvik P. Mehta, MD. Surgical Treatment of Facial Paralysis. Clinical and Experimental Otorhinolaryngologym Volume 2(1); 2009