Zunächst soll darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der Anatomie des Nervus facialis die Symptome einer teilweisen (partiellen) oder kompletten Funktionsausfalls dieses Nervs unterschiedlich ausgeprägt sein können.[1]

Eine vollständige Lähmung des Gesichtsnervs ist eine periphere oder zentrale Fazialisparese, die mit einem kompletten Funktionsverlust der mimischen Muskulatur einhergeht. Sie betrifft also Stirnrunzeln, Lidschluss, Mundwinkelhebung und die gesamte emotionale Expressionsfähigkeit der betroffenen Seite. Des Weiteren können im Rahmen einer kompletten Fazialisparese auch ein Verlust der Geschmacksempfindung oder eine Minderung des Hörvermögens (Hypakusis) auftreten[2]. Eine vollständige Lähmung des Gesichtsnervs zeigen circa 70% der Patienten[3]. Hervorzuheben ist, dass das Resultat der klinischen Untersuchung vom Ergebnis elektrophysiologischer Untersuchungen, wie bspw. der Beurteilung der elektrischen Aktivität eines Muskels (Elektromyographie; EMG), abweichen kann[4]. Demgemäß kann eine EMG-Untersuchung auch bei klinischer Diagnose einer kompletten Gesichtsnervlähmung den Nachweis elektrischer Aktivität der Gesichtsmuskulatur und solchermaßen erhaltener Kontinuität des Nervus facialis erbringen.

Eine inkomplette Fazialisparese kann in verschiedenen Hinsichten unvollständig sein. Zum einen können zwar alle Zielmuskeln des Gesichtsnervs betroffen sein, diese können aber nicht vollständig funktionslos, sondern eben nur abgeschwächt und somit teilweise funktionsfähig sein. Zum anderen können Teilgebiete des Gesichtsnervs betroffen sein, wie zum Beispiel bei einer isolierten Lähmung des Mundwinkelhebers. Ferner kann sich bspw. bei einer Fazialisparese, die ohne erkennbaren Grund auftritt (Bell-Lähmung; idiopathische Fazialisparese), das Ausmaß der Lähmung steigern. Das Maximum zeigt sich dann zumeist am zweiten Tag[5].

Quellen:
[1] Heckmann JG, Urban PP et al. The diagnosis and treatment of idiopathic facial paresis (Bell´s palsy) Dtsch Arztebl Int 2019; 116:692-702. doi: 10.3238/arztebl.2019.0692.
[2] Ochoa-Sepulveda JJ, Ochoa-Amor JJ  Ondine’s curse during pregnancy. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2005;76:294. doi: 10.1136/jnnp.2004.048025.
[3] Peitersen E. Bell's palsy: the spontaneous course of 2,500 peripheral facial nerve palsies of different etiologies. Acta Otolaryngol Suppl. 2002;(549):4-30. PMID: 12482166.
[4] Zandian A, Osiro S, Hudson R, Ali IM, Matusz P, Tubbs SR, Loukas M. The neurologist's dilemma: a comprehensive clinical review of Bell's palsy, with emphasis on current management trends. Med Sci Monit. 2014 Jan 20;20:83-90. doi: 10.12659/MSM.889876. PMID: 24441932; PMCID: PMC3907546.
[5] Zandian A, Osiro S, Hudson R, Ali IM, Matusz P, Tubbs SR, Loukas M. The neurologist's dilemma: a comprehensive clinical review of Bell's palsy, with emphasis on current management trends. Med Sci Monit. 2014 Jan 20;20:83-90. doi: 10.12659/MSM.889876. PMID: 24441932; PMCID: PMC3907546.