Während bei Kindern zu Beginn der Fazialisparese die Augenschlussfunktion häufig über Jahre oder Jahrzehnte zur Benetzung der Hornhaut ausreicht, besitzt der Schutz der Hornhaut des Auges beim Erwachsenen oberste Priorität. Neben konservativen Maßnahmen wie Einträufeln von künstlichen Tränen und Anlage von sogenannten "Uhrglasverbänden" zur Nacht ist es beim Erwachsenen bereits in den ersten Wochen nach Auftreten der Gesichtslähmung empfehlenswert zur Beschwerung des Oberlides an versteckter Stelle ein kleines Gold-/Platingewicht einzubringen, um bleibende Schäden zu verhindern. Dies kann die Patienten unterstützen, zumindest wieder einen annähernden Augenschluss und einen physiologisch wichtigen Blinzelreflex zur Hornhautbenetzung zu bewerkstelligen. Hierdurch lässt sich ein drohender Hornhautschaden bei zu geringer Benetzung mit Tränenflüssigkeit erfolgreich abwenden.

Nach Brauenanhebung, Einbringung eines adaptierten Platingewichtes in das Oberlid und Unterlidkorrektur ist das Sehvermögen auf dem linken Auge wieder möglich. Die Pupille zeigt sich nicht mehr durch das Oberlid verdeckt.

Die zur Oberlidbeschwerung verwendeten Gold- und Platinimplantate sind sehr klein. Wir bevorzugen eine sehr moderne Technik der Einbringung, die eine Sichtbarkeit des Implantates unter der Oberlidhaut vermeidet. Während bei der älteren Dame die Umrisse des etwas zu schweren Implantates direkt unter der Haut (externe Operation) im oberen Bild sichtbar sind, verschwinden diese sich nach Einbringung eines minimal leichteren Implantates unter Verwendung sehr moderner Technik. Die korrigierte Stellung des Oberlides verdeckt die Pupille nicht mehr und ermöglicht der Dame auch auf diesem Auge zu sehen.

Es werden verschiedene Implantate hergestellt. Durchgesetzt haben sich kleinste Gewichte aus Platin in Kettenform, die noch schwerer als Gold wiegen und deshalb noch kleiner sein können. Hier sehen Sie einen Größenvergleich zu einer Nahtpackung und einer kleinen Spül – Kanüle.

Bei diesem 44-jährigen Patienten wurde zur Rekonstruktion des Augenschlusses ein versteckt platziertes Platinimplantat in das Oberlid eingebracht sowie eine Unterlidstraffung durchgeführt. Das Implantat wird unsichtbar unter die Haut/Muskulatur im Oberlid positioniert. Der Augenschluss ist wieder vollständig.

Von großer Bedeutung für das Erscheinungsbild ist eine ästhetische Einbringung der Oberlidbeschwerung. Wir bevorzugen eine sehr schonende und zugleich unauffällige Platzierung der Platingewichte unter den hohen ästhetischen Prinzipien der Plastischen Chirurgie. Im linken Bild sehen Sie eine Dame, bei der das Implantat in einer externen Klinik in der Standardtechnik in das linke Oberlid eingebracht wurde. Bereits bei geöffneten Augen ist es deutlich nahe der Lidkante zu sehen und fällt eher als ästhetisch störend auf. Der junge Patient im rechten Bild hat ein ebenso großes Platingewicht durch uns in das Oberlid des rechten Auge implantiert bekommen. Die Lidkante zeigt trotzdem ein harmonisches Bild während das Implantat kaum bis gar nicht wahrzunehmen ist.

Beim Augenschluss zeigt sich ein noch deutlicherer Unterschied. Bei der Dame imponiert nun das längliche Gewicht mit deutlich sichtbarer Projektion unter der dünnen Oberlidhaut. Es scheint etwas zu leicht gewählt. Bei manchen älteren Patienten führt die Standardtechnik der Platzierung zu einer langsam zunehmenden Hautatrophie, die zu einer Exposition des Gewichtes und schließlich einem Implantatinfekt führen kann.  In diesen Fällen muss das Gewicht wieder entfernt werden. Beim jungen Patienten im rechten Bild fällt das Platingewicht weiterhin auch beim vollständigen Augenschluss nicht wesentlich auf. Trotzdem ist ein vollständiger Augenschluss mithilfe des Gewichtes möglich. Der feine Schnitt wird direkt in die natürliche Oberlidfalte platziert, so dass keine sichtbare Narbe verbleibt. Die besondere Positionierung führt weiterhin dazu, dass das Gewicht von den Patienten nicht mehr als störend empfunden wird. Es ist für sie nach Einheilung nicht mehr wahrnehmbar. Sollten die Implantate vom Patienten tatsächlich nicht vertragen werden, so können sie sekundär mühelos wieder ohne Folgeschäden entfernt werden. Dies kann ebenso erfolgen, wenn das Implantat nur zur Überbrückung bis zur Regeneration der Nervenansteuerung des Augenschließmuskels (m. orbicularis oculi) durch eine Operation oder spontane Heilung erfolgt ist.

Externe Gewichte zur Oberlidbeschwerung, die mit einem Hautkleber oder mit einem doppelseitigem Klebestreifen fixiert werden, sind ästhetisch recht beeinträchtigend. Funktionell wirken sie wie die implantierbaren Gewichte und unterstützen den Lidschluss in aufrechter Körperhaltung. Obwohl sie für die meisten Patienten keine dauerhafte Lösung sind, können sie vorübergehend eine sinnvolle Maßnahme zur Hornhautprotektion darstellen.

Uhrglasverbände, wie hier im mittleren Bild zu sehen, sind kurzfristig effektiv, um die Hornhaut vor Austrocknung zu schützen. Sie stellen jedoch häufig nur eine hilfsweise, tagsüber recht aufwendige und überbrückende Maßnahme dar. Ein Lidschluss wird durch sie nicht wiederhergestellt. Die Einbringung eines kleinen Platingewichts (rechtes Bild) wird von den Patienten sehr gut toleriert und nicht als störend wahrgenommen („man spürt es gar nicht“). Hierdurch gelingt ein besserer Lidschluss im Alltag. Sollte sich die Funktion des Fazialisnerven und damit ein aktiver Lidschluss im Verlauf wieder einstellen, so kann es problemlos über den gleichen unsichtbaren Hautschnitt am Oberlid wieder entfernt werden.

Mittlerweile werden auch hautfarbene Gewichte zur Oberlidbeschwerung hergestellt. Diese wirken ästhetisch etwas weniger störend. Kurzfristig können sie den Lidschluss wirkungsvoll unterstützen. Für manche Patienten stellen sie auch eine dauerhafte Alternative zu implantierbaren Platingewichten dar.