Dieses 3D-Lernmodell von unseren Freunden von ANATOMYNEXT (www.anatomynext.com) zeigt den dynamischen Ablauf eines sog. "Mona Lisa Lächeln" (siehe nachstehender Text. Besonders eindrucksvoll ist hier die Funktion des Jochbeinmuskels (M. zygomaticus major) nachzuvollziehen. Ebenso wird deutlich das im Zuge des Lächelns auch mundferne Muskeln wie bspw. der Augenringmuskel (M. orbicularis oris) aktiviert werden. Das 3D-Lernmodell wurde von unseren Freunden von ANATOMYNEXT (www.anatomynext.com) erstellt, die unsere Seite mit ihren hervorragenden 2D und 3D Lehrmodellen bereichern.
Beim Gesichtsausdruck des Lachens/Lächelns sind mitunter folgende Muskeln beteiligt: Großer Jochbeinmuskel, Kleiner Jochbeinmuskel, Oberlippenheber, Oberlippen- und Nasenflügelheber zur Ansteuerung des Mundwinkels mit einer seitlichen Aufwärtsbewegung sowie Anhebung der Oberlippe. Bei stärkerer Anspannung wird die obere Zahnreihe sichtbar. Gleichzeitig spannt sich der Augenringmuskel an und verkleinert so beim Lächeln/Lachen die Lidspalte etwas. Beim noch "breiteren Lächeln/Lachen" wird nun durch Anspannung der Mundwinkel- und Unterlippensenker die Unterlippe gesenkt und die untere Zahnreihe exponiert. In der rechten Gesichtshälfte gut zu erkennen: der Einfluss der zuvor beschriebenen "Lachmuskulatur" auf die Fettkörper im Bereich des Mittelgesichtes, die wiederum die Kraft und Muskelzugrichtung auf die überliegende Haut übertragen.
Beim Lächeln mit geöffneten Lippen und Exposition der Zähne (obere und untere Zahnreihen) werden die verschiednen Muskelgruppen um die Mundöffnung "konzertiert" in Anspruch genommen. Es wirken oberlippenhebende, unterlippensenkende und mundwinkelanhebende Muskelgruppen gleichzeitig, während der Mundringmuskel (Orbicularis oris-Muskel) weitesgehend entspannt ist. Die Innervierung der verschiedenen Muskelgruppen wird von unterschiedlichen Nervenästen aus verschiedenen Astgruppen des N. fazialis bereitgestellt. Fallen einzelne Äste und damit respektive Muskelgruppen/Muskeln aus (Teilparesen), so kommt durch die fehlende Ansteuerbarkeit zu asymmetrischen Verziehungen der Mundöffnung, je nach Ausfall der entsprechenden Muskeln. Die Unterlippe beispielsweise steht "hoch", wenn die unterlippensenkende Muskulatur (M. depressor anguli oris, M. labii inferioris, M. platysma) ausgefallen sind.
Die gängige Klassifikation des menschlichen Lächelns wurde 1974 durch den plastischen Chirurgen Leonard Rubin etabliert. Rubin unterscheidet hierbei drei verschiedene Formen des Lächelns.[1]
Erstens wird das kommissurale Lächeln beschrieben, das sich in etwa zwei Drittel der Bevölkerung zeigt und auch als "Mona Lisa Lächeln" bezeichnet wird.[2] Initial werden die Mundwinkel nach oben und außen gezogen. Durch anschließende Kontraktion des M. levator labii superioris (Oberlippenheber) werden die Zähne des Oberkiefers sichtbar. Dabei bilden die Schneidekanten der Inzisoren (Schneidezähne) die Grundlinie, von der aus sich das Lächeln konvex bis zu den Molaren (Mahlzähnen) ausbreitet. Die Hauptrichtung der Bewegung ist als gen Helix (äußerer Rand der Ohrmuschel) definiert. Berühmte Beispiele für diese Form des Lächelns sind Jennifer Aniston und Audrey Hepburn.
Zweitens wird das "Eckzahnlächeln" unterschieden.[3] Hier wird die Bewegung durch den M. levator labii superioris initiiert, um durch die Kontraktion des M. zygomaticus major und des M. zygomaticus minor (großer und kleiner Jochbeinmuskeln) abgeschlossen zu werden.[4] Solchermaßen bildet sich ein diamantförmiges Lächeln aus. Die Schneidekante der Inzisoren liegt hier auf Höhe oder oberhalb der Molaren. Darüber hinaus zeigt sich der "gull wing" Effekt als gegenteiliges Bewegungsmuster zum konvexen kommissuralen Lächeln. Bei circa 30% der Weltbevölkerung ist das Eckzahnlächeln ausgebildet, darunter auch Tiger Woods und Sharon Stone.[5]
Drittens offenbaren zwei Prozent der Bevölkerung das komplexe Lächeln, das auch als "Hollywoodlächeln" bekannt ist.[6] Hier kontrahieren die Mm. zygomatici major et minor, der M. depressor labii inferioris (Niederzieher der Unterlippe) und der M. levator labii superioris gleichzeitig. Demgemäß werden sowohl die Zähne des Ober- als auch die Zähne des Unterkiefers sichtbar. Insbesondere der Zug der Unterlippe nach unten ist charakteristisch für diese Variante des menschlichen Lächelns. So lächeln bspw. Will Smith und Julia Roberts auf komplexe Weise.
Ferner ist hervorzuheben, dass Asymmetrie dem menschlichen Lächeln sogar zuträglich sein kann. So scheint die Qualität eines Lächelns, das sich innerhalb der ersten 25 bis 100ms nicht seitengleich entwickelt, der eines von Beginn an symmetrischen Lächelns überlegen.[7] Dabei ist zu erwähnen, dass grundsätzlich eine sogenannte dynamische Symmetrie wünschenswert ist, d.h. ein im Seitenvergleich sehr ähnliches, aber eben nicht identisches Lächeln.[8] Des Weiteren kann die Sichtbarkeit der Zahnreihe abhängig vom Mundwinkel und dem Ausmaß des Lächelns positive wie negative Auswirkungen auf die Qualität des Lächelns haben.[9] Insbesondere gesetzt den Fall, dass die Parameter "Mundwinkel" und "Ausmaß des Lächelns" gering ausgeprägt sind, gilt: Umso weniger sichtbar die Zähne, desto höher ist die Qualität des Lächelns einzustufen. Genau umgekehrt verhält es sich, wenn sowohl Mundwinkel als auch Lächeln stark ausgebildet sind: Umso mehr Anteile der Zahnreihe sichtbar werden, desto höher die Qualität des Lächelns.
Darüber hinaus lässt sich festhalten, dass der Mundwinkel im Zuge des Lächelns generell in Richtung Helix gezogen wird und dabei mit der Horizontalen einen durchschnittlichen Winkel von 40 Grad einschließt.[10] Die Richtung des Lächelns zeigt eine Symmetrie der linken und rechten Gesichtshälfte und steht damit im Gegensatz zum Ausmaß des Lächelns. So verschiebt sich der Mundwinkel während des Lächelvorgangs zwischen 7 und 22 mm. Diese Verschiebung erfolgt im Hinblick auf die Gesichtshälften asymmetrisch.
Im Hinblick auf die Muskelfunktionen lässt sich das Lächeln in zwei Stufen differenzieren.[11] Die erste Stufe wird charakterisiert durch die Kontraktion der Nasolabialfalte. Auf dieser Stufe sind auch der M. levator labii superioris, der M. zygomaticus major und die oberen Anteile des M. buccinator involviert. Die zweite Stufe wird definiert durch die Kontraktion der periokulären (um das Auge gelegenen) Muskulatur. Dies resultiert in einer verstärkten Anhebung der Oberlippe und halb geschlossenen Augen.
Quellen:
[01] Rubin, L. The Anatomy of a Smile. Plastic and Reconstructive Surgery 1974. p 384-7.
[02] Phillips, E. The Classification of Smile Patterns. J Can Dent Assoc 1999. P. 252-4.
[03] Manjula, W. S. et al. Smile: A review. Journal of pharmacy & bioallied sciences 2015. p. 271-5.
[04] Khan M., Samejo I. et al. Analysis of different characteristics of smile. BDJ Open 6 2020.
[05] Rubin, L. The Anatomy of a Smile. Plastic and Reconstructive Surgery 1974. p 384-7.
[06] Phillips, E. The Classification of Smile Patterns. J Can Dent Assoc 1999. P. 252-4.
[07] Helwig N. E., Sohre N. E., Ruprecht M. R., Guy S. J., Lyford-Pike S. Dynamic properties of successful smiles. PLOS ONE 2017 12(6): e0179708.
[08] Bhuvaneswaran M. Principles of smile design. Journal of Conservative Dentistry 2010. p. 225-32.
[09] Helwig N. E., Sohre N. E., Ruprecht M. R., Guy S. J., Lyford-Pike S. Dynamic properties of successful smiles. PLOS ONE 2017 12(6): e0179708.
[10] Paletz, J. et al. The Shape ofNormal Smile Implications for Facial Paralysis Reconstruction. Plastic and Reconstructive Surgery 1994. P. 790-1.
[11] Peck S, Peck L, Kataja M. The gingival smile line. Angle Orthod 1992; 62(2): 91-100.